SVeN ist positiv
Positiv – was nun?
Du hast gerade dein HIV-positives Testergebnis erhalten und fragst dich, wie es nun weitergehen soll?
Wir haben für dich Antworten auf die wahrscheinlich dringendsten Fragen zusammengestellt:
Muss ich jetzt an Aids sterben?
Nein! Das Wichtigste zuerst: Dank hochwirksamer Medikamente haben HIV-Positive heutzutage eine ähnliche Lebenserwartung wie HIV-Negative. Nach der Diagnose kannst du nun mit einer HIV-Therapie beginnen. Die Medikamente haben bei den meisten Menschen kaum noch Nebenwirkungen und häufig reichen ein bis zwei Tabletten am Tag aus, um das Virus in Schach zu halten. Die konsequente Tabletteneinnahme stabilisiert das Immunsystem und verhindert die Vermehrung von HIV im Körper. Jedoch lässt sich das Virus nicht vollständig aus dem Körper entfernen; eine Heilung ist daher nicht möglich. Mit einer erfolgreichen Therapie wird das Aids-Stadium dauerhaft verhindert. Und selbst wenn du erst im Aids-Stadium deine HIV-Diagnose bekommen hast, wirken die Medikamente in der Regel so gut, dass sich dein Immunsystem wieder erholen kann. Dein Leben liegt also weiter vor dir!
Wie komme ich an eine HIV-Therapie und wann ist der richtige Zeitpunkt, um mit einer Therapie zu beginnen?
Es gibt HIV-Schwerpunktärzt*innen, die sich auf die Behandlung von HIV-positiven Menschen spezialisiert haben. Diese verfügen über ein sehr großes Fachwissen und können, nach einigen Voruntersuchungen, gemeinsam mit dir entscheiden, welche Therapie die richtige für dich ist. Ein frühzeitiger Therapiebeginn ist heute meist die Regel, um das Virus schnell eindämmen zu können. Auch hier berät dich dein*e Schwerpunktärzt*in.
Eine Liste mit HIV-Schwerpunktpraxen in Niedersachsen, Bremen und Hamburg findest du hier.
Wem muss ich sagen, dass ich HIV-positiv bin?
Grundsätzlich musst du es niemandem sagen. Die Entscheidung darüber liegt ganz bei dir. Ein offener Umgang kann dir dabei helfen, das Testergebnis zu verarbeiten. Vielleicht gibt es eine oder mehrere Vertrauenspersonen in deinem Leben, deren Unterstützung du dir sicher sein kannst. Wie bei jedem Coming-out, kann es sein, dass du auch Ablehnung erlebst. Dies liegt häufig an mangelndem Wissen, Vorurteilen und irrationalen Ängsten. Daher sollte der Schritt, die HIV-Infektion offen zu legen, sorgfältig überlegt sein. Nimm dir dafür so viel Zeit, wie du brauchst. Die Aidshilfe in deiner Nähe unterstützt dich gern bei deinen ersten Schritten im Umgang mit der Infektion, auch bei allen Fragen rund ums Coming-out.
Du musst auch deinen Sexpartner*innen nichts von deiner HIV-Infektion erzählen, solange ihr Kondome benutzt. Mehr zum Thema Sex findest du weiter unten.
Es gibt allerdings auch Situationen, bei denen du nach deinem HIV-Status gefragt werden könntest: z.B. beim Vorstellungsgespräch. Die Frage danach ist allerdings nur zulässig, wenn die Infektion für deinen neuen Job relevant ist. Dies ist lediglich bei Chirurg*innen der Fall. Ansonsten muss die Frage nach dem HIV-Status auch nicht wahrheitsgemäß beantwortet werden. Wenn du Fragen zum Thema HIV und Arbeit hast, kannst du dich an eine Beratungsstelle in deiner Nähe wenden.
Es kann dir aber auch in einer Arztpraxis passieren, dass du nach deinem HIV-Status gefragt wirst. Wir empfehlen dir, in diesem Fall von deiner HIV-Infektion zu erzählen, auch wenn du nicht danach gefragt wirst. Bei HIV-Positiven schauen die Ärzt*innen genauer hin und achten auf Krankheiten, die bei HIV-Negativen keine Rolle spielen. Es kann auch zu Wechselwirkungen zwischen den HIV-Medikamenten und anderen Arzneimitteln kommen. Daher ist im ärztlichen Gespräch ein offener Umgang mit der HIV-Infektion wichtig. Leider erleben HIV-positive Menschen häufig, dass sie im Gesundheitssystem diskriminiert werden. Das musst du nicht hinnehmen! Deine Aidshilfe vor Ort hilft dir, gegen diese Diskriminierung vorzugehen. Um solchen Situationen aus dem Weg zu gehen, findest du in unserer Ärzteliste auch Mediziner*innen, die so selbstverständlich mit HIV-positiven Menschen umgehen wie mit anderen Patient*innen auch.
Und was ist mit Sex?
Die meisten positiven Menschen haben sich beim Sex mit dem HI-Virus angesteckt. Es ist daher verständlich, wenn du dir nach dem Testergebnis Gedanken darüber machst, wie es mit deinem Sexleben weitergeht. Schließlich möchtest du das Virus ja nicht an andere weitergeben. Auch hier haben wir gute Nachrichten für dich: In den allermeisten Fällen wirkt eine HIV-Therapie so gut, dass nach einiger Zeit im Blut und in den anderen Körperflüssigkeiten keine HI-Viren mehr nachweisbar sind. Wenn deine Viruslast (Anzahl der Viren im Blut) seit mindestens sechs Monaten unterhalb der Nachweisgrenze ist, bist du nicht mehr infektiös. Deine Therapie schützt also auch deine Sex-Partner*innen vor einer möglichen HIV-Infektion, und zwar mindestens genauso gut wie Kondome. Das nennen wir „Schutz durch Therapie“ und ist eine anerkannte Safer-Sex-Methode. Sprich mit deine*r HIV-Schwerpunktärztin darüber. Wichtig ist dabei, dass du die Entscheidung für diese Schutzmethode jeweils gemeinsam mit deinen Sex-Partner*innen triffst. Entscheidest du dich ohne Absprache für diese Schutzmethode, kann dein*e Partner*in dich gegebenenfalls anzeigen. Derzeit ist die Rechtsprechung noch nicht einheitlich. Offenheit ist hier wichtig.
Solange deine Viruslast noch nicht unter der Nachweisgrenze liegt, empfehlen wir dir, Kondome zu benutzen. Damit bist du auf der sicheren Seite.
Wenn du weiterhin unsicher bist, was das Thema HIV und Sex betrifft, kannst du hier weiterlesen.
Du hast weitere Fragen?
Wende dich vertrauensvoll an eine Aidshilfe oder andere geeignete Beratungsstellen in deiner Nähe. Die Mitarbeiter*innen verfügen über ein großes Fachwissen, sind verständnisvoll, unterliegen der Schweigepflicht und können deine Fragen beantworten. Du musst auch deinen Namen nicht nennen, wenn du lieber anonym bleiben möchtest. Du kannst dich auch an einen Buddy der Deutschen AIDS-Hilfe wenden. Beim Buddy-Projekt „Sprungbrett“ steht dir ein Mensch zur Seite, der schon lange HIV-positiv ist. Er unterstützt dich dabei, gerade in der ersten Zeit nach dem Befund zurechtzukommen. Natürlich steht dein Buddy unter Schweigepflicht und es entstehen dir keine Kosten. Weitere Infos findest du hier. Eine weitere Möglichkeit, dich mit anderen HIV-positiven Menschen auszutauschen, bieten Selbsthilfegruppen, die von Aidshilfen koordiniert werden. Auf Landesebene ist die Interessenvertretung „pro+ Netzwerk Positiv in Niedersachsen“ aktiv. Nicht zuletzt möchten wir dir die Akademie Waldschlösschen ans Herz legen. In diesem wunderschön gelegenen Tagungshaus bei Göttingen finden regelmäßig Seminare für HIV-positive Menschen und landes- und bundesweite Positiventreffen mit geringen Teilnahmebeiträgen statt.